Lass das Loben bleiben!

“Nix gschwätzt, isch gnuag globt.”
Schwäbisches Sprichwort (Übersetzung: „Nichts gesagt, ist genug gelobt!“)

Hier im wunderschönen Schwabenland, wo die Menschen sparen, bauen, erfinden und alles schön sauber halten, zumindest wenn man den gängigen Klischees glaubt, ist dieser Satz schon im Kindermund. 

Ich erlebe in Firmen seit ein paar Jahren eine aktive Gegenbewegung. Überall stehen Motivationssprüche an den Wänden, jede Kleinigkeit wird positiv bewertet. Eine gute Führungspersönlichkeit macht scheinbar aus, wenn sie bei der Mitarbeiter:in sieht, dass sie da ist und ihm/ihr das auch jeden Tag sagt.

Beides sind die Spitzen einer ganzen Vielfalt von Möglichkeiten, Lob zu äußern.
In meiner täglichen Arbeit beschäftige ich mich damit hinzuschauen, was motiviert Menschen, ihre Potenziale zu leben? Was brauchen sie, um sich in Teams selbst einzubringen, und welche Rahmenbedingungen kann eine Führungskraft, ein:e Chef:in, schaffen um Mitarbeiter:innen zu fördern und damit die eigene Kanzlei erfolgreich wachsen zu lassen.

Lob ist hier ein bewährtes Mittel, allerdings nur, wenn man weiß, wie man das Lob richtig einsetzt. Wie so oft gilt auch hier, die Dosis ist entscheidend und in meiner Beobachtung auch der Zeitpunkt des Lobes.

 

Ich lade dich, liebe:r Leser:in, dazu ein, mal einen Tag lang eine Strichliste zu führen – wann hast du heute jemand anderen gelobt?

Denn damit fängt der Realitätscheck an. Gehörst du zu den Vorgesetzten die viel oder wenig loben? Wenig wäre unter zehn und viel wäre über 50, nur um hier mal fiktive Zahlen als Messwerte in den Artikel zu schreiben und dir deine eigene Bewertungsmesslatte von viel und wenig zu erleichtern.

Nachdem du hingeschaut hast, wie es ganz persönlich bei dir aussieht, möchte ich dir an dieser Stelle die Wirkungsweisen von Lob erklären, positiv wie negativ.

newgen KanzleistrategenAuf der positiven Seite steht, wenn Lob zielgerichtet, persönlich und wertschätzend ausgesprochen wird, dann trägt es zur massiven Motivation des Empfängers bei. Du schaffst durch die persönliche und genaue Form des Lobes ein positives Arbeitsklima, eine Vertrauensebene, die offen ist für Kritik und Verbesserungsmöglichkeiten und das Selbstvertrauen für persönliches Wachstum stärkt.

Nun hast du sicher gelesen, dass es mit einem einfachen „Das hast du gut gemacht!“ nicht getan ist. Denn dieser Satz ist genauso vernichtend wie: „Das haben wir schon immer so gemacht!“ Beides kannst du dir in Zukunft sparen. Dann lieber wie die Schwaben gar nichts sagen.

In den Kanzleitrainings übe ich die Stecknadelmethode. Wie funktioniert diese?

Ein gutes Lob ist so klein wie ein Stecknadelkopf, aber so spitz und treffend wie die Spitze der Nadel. Dies bedeutet für die Führungspersönlichkeiten im Coaching, wir werden genau in unserer Sprache. Und wir werden achtsam im Umgang im Alltag.

 

Stelle dir ein:e Mitarbeiter:in aus deiner Kanzlei vor. Du nimmst dir vor, ihn/sie zu motivieren. 

Diese drei Fragen solltest du dir stellen:

    1. Was GENAU hat er/sie wirklich gut gemacht?. 
    2. Warum möchte ich diese Eigenschaft/Tätigkeit loben? Welches Ziel verfolge ich damit?
    3. Welches Gefühl, Bedürfnis löst das Verhalten der Mitarbeiter:in bei mir aus?

 

Wenn du diese drei Fragen für dich beantwortet hast, dann wirst du weder zu viel noch zu wenig loben und es wird kein allgemeines Blabla-Lob sein, das beim Gegenüber nicht ankommt.

Denn beim zu viel Loben oder beim ungenauen Loben entsteht genau dieses Gefühl beim Gegenüber.

„Na, das meint er/sie doch gar nicht ernst!“ Oder: „Das stimmt nicht, ich kann das Lob nicht annehmen.“

 


 

SELBSTEXPERIMENT:

Wie wirken folgende Sätze auf dich?

„Das hast du gut gemacht!“

oder

„Deine Kalkulation für das neue Projekt war super durchdacht und gibt mir die Sicherheit, dir in Zukunft weitere ähnliche Projekte zuzutrauen.“

Welches Lob kannst du besser annehmen? Wahrscheinlich Nummer zwei.

 


 

Nun ist noch der richtige Zeitpunkt entscheidend, damit die Stecknadel ihr Ziel findet. Ein Lob zwischen Tür und Angel gesprochen kommt genau so an. Wenn du mit deiner Stecknadel dein Ziel treffen willst, dann brauchst du einen Stand, einen Fokus und Zeit. Und genau das braucht ein Lob auch. Nimm dir die drei Minuten wirklich Zeit für dein Gegenüber, um das Lob auszusprechen. Sei mit deiner Aufmerksamkeit bei deinem Gegenüber. Schau ihn/sie an und spreche aus, was du wirklich sagen willst. Hier ist noch kein:e Meister:in vom Himmel gefallen. Übe immer wieder. Ein Stecknadellob auszusprechen ist eine Kunst, die erlernt werden will.

Das bedeutet, als Merksatz für Mitarbeitermotivation der Zukunft gilt: „Ich lobe gerne genau das bei Mitarbeiter:innen, Was bei mir selbst ein gutes Gefühl auslöst.“

Damit hast du zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ersten, sorgst du so für eine gesteigerte Mitarbeiter:innenmotivation und ein positives, vertrauensvolles Betriebsklima. Zweitens tust du dir selbst etwas Gutes. Du lenkst deinen inneren Fokus auf
etwas
Positives, dies lässt deinen Körper Serotonin ausschütten, was den Stresslevel senkt und die Laune hebt. 

 

Auch beim Lob gilt: „Lob und Dank sind die einzigen zwei Dinge, die sich vermehren, wenn man sie teilt.“

neudenker

 

Dein Coach,
Sara Prinz